03.03.2024
Einzelfälle zum Internationalen Tag der Frauen am 8. März 2024
Anlässlich des Internationalen Tages der Frauen haben wir die Einzelfälle zu den Menschenrechtlerinnen Arash Sadeghi, Golrokh Ebrahimi Iraee, Nahid Taghavi und Narges Mohammadi aktualisiert. Die vier Menschenrechtler*innen verbüßen oder verbüßten langjährige Gefängnisstrafen aufgrund ihrer gewaltfreien Aktivitäten für die Menschenrechte.
Die Menschenrechtslage für Frauen im Iran
In einer zweiseitigen Zusammenstellung betrachten wir den sozialen Status und die soziale Position von Frauen im Iran.
Die Iranerin Jina Mahsa Amini wurde in Teheran festgenommen, weil sie ihre Kopfbedeckung nicht vorschriftsmäßig getragen haben soll. Sie verstarb im Polizeigewahrsam in einem Krankenhaus. Nach dem Tod von Jina Mahsa Amini im Herbst 2022 kam es schnell zu Protesten, die sich dann in beinahe alle Landesteile des Iran ausweiteten. Sie wurden blutig niedergeschlagen. Die Zusammenstellung beschreibt ebenso die Folgen der Proteste für die Frauen im Iran haben.
Aktualisierter Einzelfall zu Arash Sadeghi und Golrokh Ebrahimi Iraee
Golrokh Ebrahimi Iraee und Arash Sadeghi wurden am 6. September 2014 festgenommen. In einem unfairen Verfahren, das aus zwei Sitzungen zu je 15 Minuten bestand, wurden sie zu langen Haftstrafen verurteilt. Nach ihrer Freilassung wurden beide mehrfach wieder verhaftet, zuletzt im Herbst 2022.
Arash befindet sich derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß. Golrokh ist derzeit im Evin-Gefängnis inhaftiert.
Arash Sadeghi, geboren am 29.09.1986, ist ein ehemaliger Philosophie-Student. Wegen seiner politischen Aktivitäten als Menschenrechtler wurde er mehrfach verhaftet und in zwei Prozessen zu insgesamt 19 Jahren und 3 Monaten Haft verurteilt. Ihm wurde „Verbreitung von Propaganda gegen das System“, „Versammlung und Verschwörung gegen die Staatssicherheit“ und „Beleidigung des Gründers der Islamischen Republik“ vorgeworfen.
Der Gesundheitszustand von Arash Sadeghi verschlechterte sich in seiner Haftzeit in besorgniserregender Weise. Arash Sadeghi leidet an einer schweren Nierenerkrankung und an Atembeschwerden. Darüber hinaus entwickelte sich bei ihm ein Magengeschwür. Im September 2018 wurde ihm während eines Krankenhausaufhaltes ein Krebs-Tumor aus der rechten Schulter entfernt. Sein Arm musste dann amputiert werden, aber der Krebs hatte inzwischen gestreut.
Am 21. Januar 2023 ist Arash Sadeghi gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden.
Golrokh Ebrahimi Iraee, geboren am 30.06.1980, war als Töpferin und Autorin tätig. Wegen ihrer politischen Aktivitäten als Menschenrechtlerin wurde sie mehrfach verhaftet und in fünf Prozessen zu insgesamt 15 Jahren und 1 Monat Haft verurteilt. Ihr wurde „Verbreitung von Propaganda gegen das System“, „Beleidigung islamischer Heiligkeiten“ und „Versammlung und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ vorgeworfen.
Seit dem 26. September 2022 ist Golrokh Ebrahimi Iraee im Evin-Gefängnis in Haft.
- Juni 2023: Eine ausführliche, aktuelle Falldarstellung zu Arash Sadeghi und Golrokh Ebrahimi Iraee in deutscher Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 356,4 kB.
- Januar 2024: Eine Kurzfassung der Falldarstellung zu Arash Sadeghi und Golrokh Ebrahimi Iraee in deutscher Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 111,5 kB.
- Januar 2024: Eine Kurzfassung der Falldarstellung zu Arash Sadeghi und Golrokh Ebrahimi Iraee in englischer Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 79,6 kB.
- Von Februar 2024 bis 30. Juni 2024: Eine Petition für Arash Sadeghi und Golrokh Ebrahimi Iraee in deutscher Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 158,1 kB.
Aktualisierter Einzelfall zu Nahid Taghavi
Nahid Taghavi, geboren am 28. August 1954, ist eine pensionierte Architektin und Frauenrechtlerin mit deutscher und iranischer Staatsangehörigkeit. Am 16. Oktober 2020 wurde sie bei einem Besuch im Iran festgenommen. Anfang August 2021 verurteilte sie das Revolutionsgericht in Teheran zu 10 Jahren Haft wegen „Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe“ und zusätzlich 8 Monaten wegen „Propaganda gegen das Regime“. Amnesty International betrachtet ihre Inhaftierung als einen Fall von Geiselhaft.
Am 9. Januar 2024 wurde Nahid Taghavi von den iranischen Behörden vorübergehend aus der Haft entlassen. Nach 50 Tagen, am 28. Februar 2024, musste sie ins Gefängnis zurückkehren.
Die Haftbedingungen sind für Nahid Taghavi eine besondere Gefahr. Sie leidet leidet unter Haarausfall, Hautausschlag, Gewichtsverlust, Knie- und Rückenschmerzen, hohem Blutdruck und Schlaflosigkeit. Gegen ihren Bluthochdruck benötigt sie täglich Medikamente. Im Juli 2021 erkrankte sie außerdem an Corona.
- März 2024: Eine ausführliche, aktuelle Falldarstellung zu Nahid Taghavi in deutscher Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 95,7 kB.
- März 2024: Eine ausführliche, aktuelle Falldarstellung zu Nahid Taghavi in englischer Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 79,0 kB.
- Von März 2024 bis 30. Juni 2024: Eine Petition für Nahid Taghavi in deutscher Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 203,3 kB.
Aktualisierter Einzelfall zu Narges Mohammadi
Narges Mohammadi ist eine Menschenrechtlerin, die wegen ihres gewaltlosen Engagements zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurde. Wegen ihrer politischen Aktivitäten als Menschenrechtlerin wurde sie mehrfach verhaftet und in fünf Prozessen zu insgesamt 33 Jahren und 11 Monaten Haft verurteilt, die nach einem Berufungsverfahren auf 22 Jahre und 4 Monate verkürzt wurde.
Narges Mohammadi befindet sich derzeit im Evin-Gefängnis in Teheran in Haft.
Narges Mohammadi ist Journalistin und Physikerin und war Geschäftsführerin und stellvertretende Leiterin des Zentrums für Menschenrechtsverteidiger (Center for Human Rights Defenders – CHRD) in Teheran. Ebenso war sie Mitbegründerin der Initiative „Ende der Hinrichtung von Jugendlichen“ und Gründungsmitglied der Organisation „Legam – Schritt für Schritt die Todesstrafe stoppen“.
Sie ist am 21. April 1972 geboren worden, verheiratet mit Taghi Ramani und Mutter von 2005 geborenen Zwillingen, Ali und Kiana. Ihr Ehemann (der selbst schon im Iran aus politischen Gründen inhaftiert war) ist ins Exil nach Frankreich gegangen, ihre Kinder konnten am 17. Juli 2015 zu ihrem Vater reisen.
Am 6. Oktober 2023 wurde Narges Mohammadi durch das norwegische Nobelkomitee der Friednesnobelpreis verliehen.
- Januar 2024: Eine ausführliche, aktuelle Falldarstellung zu Narges Mohammadi in deutscher Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 145,4 kB.
- Januar 2024: Eine Kurzfassung der Falldarstellung zu Narges Mohammadi in deutscher Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 85,2 kB.
- Januar 2024: Eine Kurzfassung der Falldarstellung zu Narges Mohammadi in englischer Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 88,3 kB.
- Von Januar 2024 bis 30. Juni 2024: Eine Petition für Narges Mohammadi in deutscher Sprache zum Download finden Sie → hier – PDF: 234,2 kB.